Time Museum
Dieses außergewöhnliche Privatmuseum in Rockford bei Chikago habe ich noch nie besucht. Das hat zwei Gründe: Erstens waren die USA nicht Ziel einer meiner Fernreisen und zweitens ist das Museum seit 1999 aufgelöst. Der Grund, trotzdem darüber zu schreiben, ist die letzte Versteigerung der Sammlung bei Sotheby's am 15.10.2004, bei der ich leider nicht anwesend war. Denn dort wurden die elektrischen Uhren unter den Hammer gebracht.
Die Geschichte des Museums
Seth G. Atwood war Erbe eines Unternehmens in der Automobilzulieferer-Industrie, hatte aber nebenbei noch andere Interessen. Geschäftlich betrieb er unter anderem ein Motel, genannt "Clock Tower Inn" in seinem Wohnort Rockfort, 160km westlich von Chicago. Privat sammelte er Uhren.
Seine Sammlung wurde so groß, dass es schwierig war, sie in seinem Privathaus zu präsentieren. !970 wurde dann ein Museum eröffnet, zunächst in den Räumen des Motels, später (1982-83) zog es dann in ein eigenes Gebäude um. Die Sammlung hatte ungefähr 3000 Stücke und das Museum einen eigenen Kurator.
Als sich Seth Atwood zur Ruhe setze, wollte keines seiner drei Kinder das Museum übernehmen. Es wurde dem Chicago Museum of Sience and Industry für 35 Millionen USD angeboten, aber das war mehr als das Museum aufbringen konnte. So wurde das Time Museum 1999 entgültig geschlossen.
[Nach: Anthony Randal: A Brief History of the Time Museum, siehe unten]
Seth Atwood starb am 21. Februar 2010. [siehe NAWCCC Forum]
Die Versteigerung
Die Sammlung wurde in vier Auktionen bei Sotheby's in New York und London versteigert:
- 02.12.1999, New York: Auktionsnummer NY7395, Verkaufssumme 28.285.050 USD
- 19.02.2002, New York: Auktionsnummer N07816, Verkaufssumme 11.479.539 USD
- 30.10.2002, London: Auktionsnummer W02898, Verkaufssumme 426.445 GBP
- 13.-15.10.2004, New York: Auktionsnummer N08039, Verkaufssumme 18.210.690 USD
Wer die Gelegenheit hat, sich die Auktionskataloge von Sotheby's zu verschaffen, sollte dies tun. Ich habe den besagten 3 bändigen Katalog zur letzen Auktion im Antiquariat für 36,- EUR bekommen. Daraus möchte ich die Zuschlagspreise einiger interessanter elektrischer Uhren auflisten. Die genannten Preise sind inklusive Aufgeld und zum damals aktuellen Kurs (1,00 USD = 0,81 EUR) in Euro umgerechnet.
- Lot 834: Alexander Bain Wanduhr von 1850 in Mahagoni Gehäuse: 26730,- EUR. Die Uhr ging an das Deutsche Uhrenmuseum in Furtwangen und ist jetzt in der Abteilung "Elektrische Uhren" zu sehen.
- Lot 835: Peyer, Favarger & Cie., elektrische Wanduhr von 1870 im Walnussgehäuse mit Hippschem Pendel: 18468,- EUR
- Lot 836: Magneta Standuhr (1910): 1460,- EUR (Limit war aber 4000-5000 USD)
- Lot 837: Thomas John Murday (The Reason Manufacturing Company), elektrische Tischuhr mit Pendel von 1910: 1650,- EUR
- Lot 841: Eureka Tischuhr (1910) #8968: 1750,- EUR (hier war das Limit aber nur 1000-1500 USD)
- Lot 842: Thomas John Murday (The Reason Manufacturing Company), elektrische Tischuhr mit Unruh von 1912: 5350,- EUR (am oberen Limit 4000-6000 USD)
- Lot 843: H.A. Campiche, elektrischer Marinechronometer (Schweizer Patent 27.960): 15550,- EUR (knapp oberhalb des Limits 12000-18000 USD)
- Lot 844: Brillie Wanduhr mit Halbsekundenpendel. signiert L. Leroy & Cie. ca. 1915: 1460,- EUR (auch oberhalb des Limits)
- Lot 845: Clemens Riefler Pendeluhr im Tank, No. 394: 53500,- EUR (am unteren Limit)
- Lot 846: Synchronome / Shortt Pendeluhrenanlage, No. 6, ca. 1924: 178850,- EUR (deutlich oberhalb des Schätzwertes von 50000-95000 USD)
- Lot 847: ATO Wanduhr mit Pendel, ca. 1930: 972,- EUR (ziemlich teuer, finde ich)
- Lot 860: Sammlung von 4 elektrischen Tischuhren (frühe Bulle mit Glasdom, zwei Telechron Synchronuhren im Bakelitgehäuse, Hammond Bichronous) und einen Projektor mit Uhr: 486,- EUR (fast geschenkt, deutlich unterhalb des Limits von 1500-2000 USD)
- Lot 861: Sammlung von 5 elektrischen Tischuhren (Tiffany Drehpendel, frühe Warren Pendeluhr, Poole, Apollo?, alle vier im Glasdom, Bulle in Marmorgehäuse): 1847,- EUR (deutlich oberhalb des Limits von 1000-1500 EUR, trotzdem ein Schnäppchen, eine einzige Uhr ist bei uns nicht für 400,- EUR zu bekommen)
- Lot 986: Hamilton electric "Ventura" (im 14kt Goldgehäuse) und "Pacer" (im vergoldeten Gehäuse), "with quartz movement, lacking parts" (mit neuem Quarzwerk oder defekt oder was immer das bedeuten mag) 2673,- EUR (bei einem Limit von 500-700 EUR). Wenn es Originalwerke währen, ginge der Preis in Ordnung, bei Quarzwerken ist das aber überbezahlt.
- Lot 988: 6 früher "Quatz" Armbanduhrem,. tatsächlich aber elektromechanische Uhren, darunter eine Epperlein, eine Landeron Kaliber 4740, 583,- EUR (geschenkt)
- Lot 989: 4 frühe Quarzuhren (tatsächlich), Omega "Constellation" mit Beta21, Longines "Ultra-Quartz", zwei Ricoh Quarzarmbanduhren, 1166,- EUR (deutlich oberhalb des unrealistischen Limits von 400-600,- USD)
- Lot 990: 4 Bulova Accutrons, 972,- EUR (wie man dabei auf einen Schätzpreis von 350-400 USD kommt, ist mir schleierhaft)
- Lot 991: 9 Quarzarmbanduhren, u.a. Bulova Thermatron, Pulsar LED, 486,- EUR (auch da hat jemand ein Schnäppchen gemacht)
Links
- The Time Museum (die Webseite existiert bis ca. 2018 noch, ist aber jetzt inaktiv)
- Sotheby's: www.sothebys.com (dort kann man die Resultate der Aktionen mit den Beschreibungen der Lots noch einsehen)
- Anthony Randall: A Brief History of the Time Museum: Horological Journal, June 2004
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