Libyen

Libyen als Reiseziel klingt zunächst ungewöhnlich, ist aber unter Wüstentouristen durchaus üblich. Eigentliches Ziel der Reise war auch die Sahara, deren libyscher Teil zu den schönsten Gebieten gehören soll. Bei den Vorbereitungen der Reise stießen wir aber auf unerwartete Schwierigkeiten, die uns veranlassten, die Hilfe eines Reiseveranstalters in Anspruch zu nehmen. Es begann schon bei der Visumsbeschaffung: Libyen verlangt nämlich eine autorisierte arabische Übersetzung des Reisepasses, wie wir von den kaum deutsch sprechenden Botschaftsangestellten erfahren haben. Es war auch schwierig, Informationen über ortsansässige Reiseveranstalter zu finden, den ohne Guide wollten wir nun doch nicht durch die Wüste irren.

Aus diesen Gründen haben wir uns dem Spezialreiseveranstalter Suntours anvertraut und sind damit auch nicht schlecht gefahren. Die Gruppe war klein (8 Personen, inklusive des kompetenten deutschen Reiseleiters), die Mannschaft des örtlichen Veranstalters war exzellent und die Logistik (Essen) hervoragend. Schon vor dem Aufstehen dampfte der Kaffee, direkt nach dem Einrichten des Nachtlagers wurde Tee gekocht und trotz Ramadan gab es Mittags und Abends warmes Essen. Es war wirklich eine Luxusreise. Zugegeben, das Wasser war etwas knapp, aber irgendwann riecht man sich und seine Mitreisenden nicht mehr.

Umm al Ma'a (Mutter des Wassers) am Umm al Ma'a Wüste am Abend Dusche am Brunnen Wüste am Abend

Wüste

Die Wüste ist unbeschreiblich. Deshalb möchte ich hier auch nur einige wenige Eindrücke wiedergeben.

Es beginnt schon mit dem Aufwachen. In der Morgendämmerung ist gerade einml der Unterschied zwischen Himmel und Erde zu erkennen. Nach und nach werden die weichen Umrisse der Dünen sichtbar und es dauert eine ganze Weile, bis dann auch Farben und Schatten zu sehen sind. Ich musste mich wirklich zwingen, aus dem Schlafsack zu kriechen.

Am Abend suchte sich jeder sein Lagerplatz aus, möglichst weit von den Mitreisenden entfernt, um die Einsamkeit der Wüste zu geniessen. Ein Zelt braucht man bei dieser Jahreszeit (November) nicht. Die Nachttemparaturen schwankten zwischen 18 und 3 Grad. Unter dem freien Sternenhimmel zu liegen, gibt einem das Gefühl, in der Unendlichkeit zu schweben. Man muss es einmal erlebt haben.

Ein ganz besonderes Schauspiel sind Meteoritenschauern. Wir waren zu Zeit der Leoniden in einer Neumondnacht in der Wüste. Da hat man wirklich das Gefühl, einem Feuerwerk zuzuschauen. Auf dem Höhepunkt waren ungefähr zwei Sternschnuppen pro Sekunde zu sehen. Teilweise gingen sie über den ganzen Himmel und fächerten sich am Schluß auch noch auf. So etwas kann man nur in der Wüste sehen.

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Felszeichnungen (Wadi Methendus) Felszeichnungen (Wadi Methendus) Felszeichnungen (Wadi Tiksatin) Felsmalereien

Felszeichnungen

Bei dieser Reise habe ich den Eindruck bekommen, die ganze Sahara liegt voll von steinzeitlichen Werkzeugen. Zugegeben, ich selber habe keine gefunden, aber meine wüstenerfahrenen Mitreisenden zeigten mir fast jeden Tag Faustkeile, Pfeilspitzen oder sogar winzige, durchbohrte Steinperlen. Ich wäre jetzt zumindest in der Lage, einen bearbeiteten Stein zu erkennen, doch bevor ich bei meiner nächsten Sahara-Reise selber auf die Suche gehe, fand ich den Internetauftritt des Heinrich-Barth-Institut an der Universität Köln. In dessen Aufruf "Repect the Dessert" wird eindringlich darum gebeten, alle prähistorischen Fundstücke an ihrem Fundort zu lassen, und dadurch das kulturelle Erbe der Sahara zu schützen.

Nicht zu übersehen waren die "prähistorischen" Felszeichnungen. Genauer gesagt, zeigten uns die Tuareg-Führer immer wieder neue Zeichnungen und Gravuren. Diese Kunstwerke sind viele tausend Jahre alt und zeugen von einer Zeit, als die Sahara noch grün gewesen sein muss. Es ist schon beeindruckend an einem Platz zu stehen, der über Jahrhunderte immer wieder von den Bewohnern der Gegend aufgesucht wurde und für sie eine solche Bedeutung hatte, dass sie sich in diesen Werken verewigt haben.

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Meharee am Morgen Meharee am Morgen Meharee Meharee Meharre

Meharee

Der Höhepunkt der Reise war für mich, die Kameltour durch das Grenzgebirge zu Algerien im Südwesten Libyens. Jeder Teilnehmer hatte sein eigenes Reitkamel und das Gepäck wurde mit dem Küchenwagen voraus transportiert. Wie schon gesagt, eine Luxustour. Man kann aber auch die ganze Zeit zu Fuß gehen, wenn man mit dem Schritt der Chameliers mithalten kann.

Es war schon ein eindrucksvolles Erlebnis, zwischen den schwarzen, mit Wüstenlack überzogenen Felsen zu reiten, mal über Sand, meist über Kies- oder Felsenboden. Je langsamer man sich fortbewegt, desto vielseitiger wird die Wüste. Das sieht man nicht, wenn man nur mit einem Geländewagen durch fährt. Unsere Meharee führte wie gesagt nicht durch die Sandwüste, sondern durch den Tadrat-Akakus, einem Grenzgebirge zu Algerien. Hier gibt es zwischen den birarren Felsformationen, weite Sand- und Kiesstrecken. Auch trifft man auf einer solchen Reise immer mal wieder Wüstenbewohner, die noch als Nomaden leben. Am Abend findet sich dann auch ein sandiges Plätzchen für ein bequemes Nachtlager. Die Kamele werden nur angehobbelt und laufen dann mehr oder weniger frei durch das Lager und die Landschaft. Das bedeutet aber, dass der Morgen mit der Sucherei nach den Tieren beginnt, was durchaus auch mal eine Stunde in Anspruch nehmen kann. Aber bei einer solchen Tour hat man Zeit, denn das Ziel ist ja nur, in der Wüste unterwegs zu sein. Trotzdem haben wir in den 6 Tagen, ca. 120km recht bequem zurückgelegt.

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versteinerter Wald versteinerter Wald Robbenstrand Ghadames Ghadames Ghadames Ghadames

Ghadames

Die Strecke von Serdeles (Ghat) nach Ghadames haben wir in 4 Tagen mit den 4x4 Fahrzeugen zurückgelegt. Die Fahrt führte immer entlang der libysch-algerischen Grenze (oder auch mal darüber). Nach zwei Tagen endete die Sandwüste, aber es gab auch so genug "Sehenswürdigkeiten".

Versteinerter Wald: Auf einer unübersehbaren Fläche lagen dichtgesäht versteinerte Baumstämme herum.

"Robbenstrand": Inmitten einer Salz-Ton-Senke liegt dort eine Sandbank, wie eine Insel im See. Darauf befinden sich Steine, die wie Kunstwerke geformt sind. Es ist wirklich unglaublich, dass dies alles natürlichen Ursprungs sein soll.

Ghadames: Eine alte Karawanenstadt auf einer Handelsroute am Rand der Wüste. Leider ist die Altstadt nicht mehr bewohnt. Anscheinend war sie den Machthabern zu unübersichtlich. Sie wurde aber in letzter Zeit renoviert und wird jetzt von den ursprünglichen Besitzern in den heißen Sommermonaten doch wieder genutzt.

Von Ghadames ging es mit dem Bus in einem Tag zurück nach Djerba., wo wir noch einige Tage "in der Zivilisation" verbrachten. Nach den ruhigen Nächten in der Wüste, waren die Kaffehäuser von Houmet Souk schon ein eigenartiegr Kontrast.

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