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Geschichte

(nach Trueb1999)

1888 Die Brüder Adolf (1863-1897) und Alfred (1865-1937) Kurth gründen in Grenchen eine Uhren-Rohwerkfabrik. (Kurth Frères?)
Nach einigen Erfolgen, diversifizierte man in Fertiguhren mit der Marke"Grana", nach dem lateinischen Namen "Granacus" für Grenchen.
1929 Die Brüder Hans und Erwin Kurth (Söhne von Alfred Kurth) entwickeln die Firma zum Großunternehmen mit zeitweilig 880 Mitarbeitern.
1948 Markenname wird "Certina", abgeleitet vom lateinischen Wort für Sicherheit.
1958 Certina-DS ("doppelte Sicherheit")
1971 Die Firma Certina wird in die ASUAG-Holding GWC (General Watch Corporation) integriert.


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Am 30. Oktober 1973 wurde Hans Kurth, Sohn eines der Firmengründers und damaliger Direktor der Certina S.A. 65 Jahre alt. Aus diesem Anlass führte er ein interessantes Gespräch mit den Redakteuren seiner Hauszeitung, das hier in Auszügen wiedergegeben wird (nach CERTINA-ECHO, Ausgabe Juni 1974, Nr. 20D, Certina Kurth Frères S.A., Grenchen/SO Schweiz)

Wenn man 44 Jahre an der Leitung eines Unternehmens beteiligt ist, kann man keinen einfachen Vergleich zwischen dem Gestern und Heute ziehen, denn das Gestern teilt sich in eine Anzahl Etappen auf. Bei meinem Eintritt ins väterliche Geschäft im Jahr 1929 hatte das Unternehmen finanziellen Schwierigkeiten zu widerstehen, nachdem die Entwertung der deutschen Mark ungeahnte Ausmaße annahm und Deutschland ein Hauptabsatzgebiet war. Wir bauten in der Folge neben der Fabrikation fertiger Uhren unsere Ebauches-Abteilung aus und verkauften Rohwerke in der Schweiz und nach Frankreich. Als das Uhrenstatut in Kraft gesetzt wurde, durften nur noch eigentliche Ebauches-Fabriken Rohwerke verkaufen.

Mit Hilfe der Eidgenossenschaft entstand die ASUAG als Dachorganisation. Einige Manufakturen wurden in zwei Gesellschaften aufgeteilt, die eine für Rohwerke, die der Ebauches S.A. angeschlossen wurde, die andere für fertige Uhren als Etablisseur. Bei unserem damals eher schwachen Unternehmen glaubte man wahrscheinlich an ein baldiges Verschwinden. Nachdem uns durch staatlich sanktionierte Vorschriften der Rohwerkverkauf untersagt war, verlegten wir uns auf die Herstellung fertiger Uhren und fertiger Ankerwerke zu billigen Preisen für schweizerische und amerikanische Abnehmer. In der Depression der Dreissigerjahre blieben die Geschäfte schwierig, bis 1936 nach der Abwertung des Schweizerfrankens ein allgemeiner Aufschwung des Exports eintrat. Zu jener Zeit war es uns dank unserer preiswerten Qualität möglich, mit mehreren ausländischen Kunden ins Geschäft zu kommen, und zwar hauptsächlich mit unseren Marken Grana und Certina.

In der Nachkriegszeit fassten wir den Entschluss, nur noch die in verschiedenen Sprachen besser klingende Marke Certina zu benützen. Seither, also während der letzten rund 25 Jahre, erlebte unser Unternehmen den eigentlichen Aufschwung. Die Fabrik wurde in verschiedenen Zeitabständen durch Neubauten vergrößert, bis wir mit gegen 900 Mitarbeitern und einer Jahresproduktion von 600'000 Präzisionsuhren eine der größten Uhrenfabriken unseres Landes geworden waren. Natürlich wurden im Laufe dieser Entwicklung mehr und mehr Mitarbeiter in leitende Stellungen berufen, und es ist ebenso sehr ihrem Einsatz zu verdanken, dass unser Unternehmen vorwärtskommen konnte . Die Marke Certina nimmt heute in verschiedenen Ländern eine führende Stellung ein.

Im Hinblick auf die technologische Entwicklung einerseits und anderseits zur Stärkung unserer Position gegenüber der aufstrebenden ausländischen Konkurrenz, entschlossen wir uns als Gründungsmitglied der General Watch Co. Ltd., einer Tochtergesellschaft der ASUAG, beizutreten. Der Übertritt zu dieser Holding bedeutete für uns Aufgabe unserer reinen Familien-Aktiengesellschaft und damit auch eine weitgehende Aufgabe der vollumfänglichen Handlungsfreiheit. Die verantwortliche Leitung von Certina, die nun Tochtergesellschaft der GWC ist, blieb jedoch in unseren Händen.

Zu den ursprünglich zusammengeschlossenen sieben Uhrenfabriken sind drei weitere gekommen. Wenn auch jedes Unternehmen ein hohes Maß an Selbständigkeit beibehält, so ändern sich doch heute gewisse Aufgaben der Unternehmensführung. Die Hauptzielsetzung für Certina liegt jedoch nach wie vor darin, unsere schon starke Stellung auf dem europäischen Markt noch weiter auszubauen, und ich darf sagen, dass die bisherigen Erfolge sehr vielversprechend sind. ...

Zur aktuellen Lager der Certina und der schweizer Uhrenindustrie am Beginn der "Quarzuhrrevolution" meine Hans Kurth:

... Schwierigkeiten werden im weiteren durch die Kostensteigerung und die Inflation verursacht, wie wir sie in diesem Ausmaß nie erlebt haben. Dazu gesellen sich die Währungsunruhen, was eine normale Abwicklung der Geschäfte fast verunmöglicht. Durch die Entwertung verschiedener Währungen, resp. durch die Aufwertung des Schweizerfrankens, entsteht im Ausland oft eine derart große Teuerung unserer Uhren, dass dadurch der Verkauf auf große Behinderungen stößt. An schwierigen Problemen in verschiedenen Blickrichtungen fehlt es somit auch heute nicht. ...

... Die gesamtschweizerische Uhrenindustrie hat in den letzten Jahren sehr große Erfolge zu verzeichnen, denken wir nur an die Entwicklung der Stimmgabel- und Quarzuhren. Aber auch die Produktionskapazitäten haben sich durch Rationalisierungsmassnahmen erhöht, wenn auch der Personalmangel einen nicht zu unterschätzenden Hemmschuh bildet. Die Konzentrationen auf verschiedenen Stufen waren bestimmt eine Notwendigkeit, um gegen die Mammutgebilde des Auslandes gewappnet zu sein. Eine noch größere Konzentration auf weniger Marken wäre von Vorteil, denn noch immer machen sich zu viele schweizerische Firmen unter sich eine oft unliebsame Konkurrenz, ohne im einzelnen über genügend Mittel und Kraft zum Erreichen eines mehrheitlichen Marktanteils zu verfügen. Dies erlaubt dann ausländischen Großunternehmen, mit ihrer einzigen Marke und mit großen Werbe- und anderen Maßnahmen, sich in einem bestimmten Land einzuführen.

Die Uhrenindustrie unseres Landes wird sich noch weiter organisieren, um sich so mehr und mehr Absatzgebiete zu sichern. Sie ist auf dem besten Weg, weiterhin einen großen Anteil am steigenden Weltbedarf zu decken. Technische Verbesserungen und modische Formgestaltung unterstützen die Anstrengungen in dieser Richtung.

Details zum Verkauf an ASUAG

Aus einem Urteil des des Schweizerischen Bundesgerichts vom 25. Juni 1975 i.S. Kurth gegen Kanton Solothurn und Kantonale Rekurskommission Solothurn:

siehe: PolyReg Sammlung der Entscheidungen des Schweizerischen Bundesgerichts
www.polyreg.ch/bgeleitentscheide/Band_101_1975/BGE_101_IA_92.html

Mit Übernahmevertrag vom 12. Februar 1971 übertrugen die Aktionäre der Uhrenfabrik Certina, Gebrüder Kurth AG in Grenchen, ihre Aktien an die von der Allgemeinen Schweizerischen Uhrenindustrie AG ASUAG (im folgenden kurz ASUAG) zu gründende General Watch Holding Co. Ltd. (GWC). Als Gegenwert seiner 371 Aktien zu je Fr. 2'000.-- nominal erhielt Adolf Kurth

  1. ein Interimszertifikat über 1472 Namenaktien der General Watch Holding Co. Ltd.,
  2. einen Bankcheck über Fr. 920'300.- und
  3. ein Interimszertifikat über 9201 Inhaberobligationen der Holding zu nominal Fr. 500.- (Fr. 4'600'500.-).
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