Bolivien

In Bolivien waren wir bereits 1997, damals aber nur fünf Tage in La Paz und Umgebung. Das ist nur etwas mehr als die zwei Tage, die ein Durchschnittsurlauber in diesem Land verbringt. Bei dieser Gelegenheit haben wir "die üblichen" Sehenswürdigkeiten abgehakt: Tiahuanacu, Chacaltaya, Coroico im Yungas und natürlich La Paz selbst. Schon damals entstand der Wunsch, den Rest des Landes, insbesondere den großen Salzsee von Uyuni, einmal zu sehen. Unser zweiter Aufenthalt in Bolivien war aber mit unerwarteten Schwierigkeiten verbunden.

Zunächst landeten wir in La Paz in 4000m. Kopfscherzen, Übelkeit, Schwindel begrüßten uns am Flughafen. In weiser Voraussicht hatten wir schon in Deutschland einen Weiterflug nach Sucre am selben Tag gebucht, so dass wir das Flughafengelände gar nicht erst verlassen mussten. Den gebuchten Flug gab es zwar gar nicht, aber die Fluggesellschaft nahm uns trotzdem ohne Nachfrage mit. So landeten wir noch am gleichen Abend in Sucre.

Sucre - Plaza 25 de Mayo Sucre - La Recoleta Sucre - Dinosaurierspuren Potosi mit Cerro Rico Potosi - Cerro Rice von La Merced Potosi - Minero

Sucre und Potosi

Sucre ist zwar die offizielle Hauptstadt Boliviens, wirkt aber eher wie ein verschlafenes Provinznest. In 2800m Höhe gelegen, ist es ideal zur Akklimatisation. Wir haben uns sofort wohlgefühlt und sind 5 Tage dort geblieben. In dieser Zeit sind wir auf Kirchendächern rumgekraxelt, haben Dinosaurierspuren gesucht, Wanderungen in der Umgebung unternommen und nicht zu letzt Eiscapuccino auf La Recoleta, hoch über der Stadt getrunken und dabei die Seele baumeln lassen.

Sucre ist für bolivianische Verhältnisse ein friedlicher Ort. Dass die bunten Umzüge eher politischen als folkloristischen Charakter hatten, haben wir zwar gemerkt, es hat uns aber nicht weiter beunruhigt. Erst bei unserer Abreise nach Potosi wurden wir unruhig. Diese glich einer Flucht. Wir mussten mitten in der Nacht Sucre verlassen, weil bei Tage die Verbindungsstrasse von Demonstranten gesperrt war.

In der Bergarbeiterstadt Potosi (4000m) war die Stimmung auch deutlich anders. Bei unserer Ankunft war gerade (mal wieder) Generalstreik und alle Geschäfte geschlossen. Die Bergarbeiter bei der Demonstration am Tag unserer Ankunft wirkten auch eher bedrohlich, insbesondere, da sie mit Dynamitstangen um sich warfen. Wie wir später erfahren haben, tun sie das aber auch bei Fußballspielen. Wir waren also gewarnt. In den fünf Tagen unseres Aufenthaltes, konnten wir die Stadt und ihre Bewohner aber auch von einer netten, zumindest aber interessanten Seite kennen lernen.

Das Stadtbild von Potosi wird beherrscht von dem überall sichtbaren Cerro Rico, dem "reichen Berg". Dort wird seit dem 16. Jahrhundert Silber, danach Zinn und heute Blei, Antimon und Wolfram abgebaut. Im 17. Jahrhundert war Potosi die reichste Stadt der Welt. Davon ist heute nur noch sehr wenig zu sehen. Seit die Minengesellschaften den Ort verlassen haben, haben sich die ehemaligen Bergarbeiter in sogenannten Korporativen organisiert, und beuten die wenigen lohnenden Schächte seit dem eher gegen- als miteinander aus. Ein Besuch in den Minen ist eines der letzten Abenteuer, dass man noch erleben kann. Ich war jedenfalls froh, als ich lebend wieder das Tageslicht erblickte.

Wir waren durch Internet und Tageszeitungen zwischenzeitlich gut informiert und hatten erfahren, dass La Paz von Demonstranten eingekesselt war. Der Streit hatte sich an einer geplante Gaspipeline entzündet, die das einheimische Gas in einen chilenischen (das ist der Erzfeind) Hafen transportieren sollte, um von dort billig (billiger als der Preis im Land) nach den USA verkauft zu werden. An diese Unruhen hingen sich dann andere Bevölkerungsgruppen mit ihren Forderungen an. Am Tag unserer Abreise (wir hatten gecheckt, dass die Strasse frei war), streikten die Rentner.  Wir mussten also mehrere Belagerungsringe um die Innenstadt friedlich und zu Fuß durchbrechen, um zum Busbahnhof, der zum Glück vor der Stadt lag, zu gelangen. Von dort ging es dann ohne Probleme nach Uyuni.

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Salar de Uyuni Isla de Pescadores Laguna Canapa Flamingo in 400m Höhe Arbol de Piedra

Salar de Uyuni

In Uyuni gibt es nichts, was einen Aufenthalt lohnen würde. Dort organisiert man üblicherweise den Trip über den Salzsee. Das ist gar nicht so einfach, obwohl oder eher weil es Dutzende von Anbietern im Ort gibt. Zusätzlich wurde unsere Suche erschwert, dass Reisende wegen der Blockaden nicht rechtzeitig von La Paz ankamen und dadurch viele Touren überraschend ausfielen. Auch unsere hatte einen Tag Verspätung und so kamen wir in den Genuss eines Aufenthaltes in einem "Salzhotel". Wir konnten einen langen, beeindruckenden Sonnenuntergang auf dem Salzsee erleben, den wir sonst verpasst hätten.

Die Tour über den Salar war der absolute Höhepunkt der Reise. Beschreiben kann ich das nicht, dazu fehlen mir einfach die Worte.

Schon vor unserer Abfahrt hatten wir beschlossen, nicht nach La Paz und dann weiter in die Berge zu fahren, sondern weiter nach Süden abzudrehen. Falls sich die Lage verschlimmern sollte, hätten wir so über Argentinien oder Chile ausreisen können. Bei unserer Rückkehr in Uyuni fuhr aber der gebuchte Zug nicht und der nächste kam erst voraussichtlich in 3 Tagen. So haben wir noch in der Nacht einen Geländewagen samt Fahrer angeheuert und sind so über die Strasse (ein ausgetrocknetes Flussbett) noch Tupiza gefahren.

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Tamales Reiten in Tupiza Die Umgebung vonTupiza Streikplakat Zeitungsleser

Tupiza

Von Tupiza wussten wir natürlich nichts, außer, dass Butch Cassidy an the Sundance Kid hier gehaust haben und auch in der Nähe erschossen wurden. Man kann in der bizarren Umgebung herrliche Wanderungen unternehmen oder auch mehrtägige Reittouren. Wir haben letzteres mal einen Tag ausprobiert, aber nach 7 Stunden im Sattel ist uns die Lust für den nächsten Tag doch vergangen. 

Unsere Rückreise musste auch noch organisiert werden. Wir hatten Glück und an unserem letzten Wochenende waren keine Blockaden in der näheren Umgebung angekündigt. Auch der Zug fuhr wieder, wahrscheinlich der einzige in den letzten drei Wochen. So sind wir dann bis nach Cochabamba gefahren, der zweitgrößten Stadt Boliviens. Dort haben wir unseren Flug umgebucht und sind dann von Santa Chruz statt von La Paz ausgeflogen.

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